Die Medienzeit ist abhängig vom Alter. Jüngere Kinder sollten wesentlich weniger Zeit mit der Nutzung digitaler Medien verbringen als ältere Kinder bzw. Jugendliche. In der Gesellschaft ist jedoch zu beobachten, dass die Empfehlungen zur Nutzungsdauer häufig nicht eingehalten werden. Hirnforscher, Physiologen und Medienexperten raten dringend zu einem Umdenken.

Was ist Medienzeit? Gibt es einen Unterschied zwischen Medienzeit und Bildschirmzeit?

Der Begriff Medium steht im Zusammenhang mit der Digitalisierung für ein technisches Gerät, das Informationen vermittelt. Gemeint sind Computer, Playstation, Switch, Fernseher oder das Handy. Medienzeit ist demnach die Zeit, die wir Menschen mit der Nutzung dieser Geräte verbringen. Zugegeben, der Begriff Medienzeit ist nicht selbsterklärend. Bildschirmzeit trifft es da schon eher, denn die Geräte haben meist alle einen Bildschirm. Die beiden Begriffe werden synonym verwendet.

Bei Wikipedia sind eine Vielzahl von Begriffen in der Kategorie digitale Medien aufgeführt. So beispielsweise:

  • Nachrichtenticker
  • Newsletter
  • Mediathek
  • Soziale Netzwerke
  • Elektronische Publikationen
  • und viele mehr

Selbstverständlich zählt auch das gute alte Fernsehen ebenso zur Medienzeit wie die modernen YouTube-Shorts oder Instagram Reels.

Welche Medienzeit für welche Altersklasse?

AltersklasseMedienzeit (täglich)Anmerkung
0-2 Jahre0 Std.
2-3 Jahre5-10 Minutenaltersgerechte und ausgesuchte Angebote, z.B.Videochat mit Oma
4-6 Jahre30 Minutennicht unbedingt täglich
7-10 Jahre60 Minutennicht unbedingt täglich; Inhalte werden gemeinsam besprochen und ausgesucht
11-13 Jahre90 Minuten / Tag
ca. 10 Stunden / Woche
immer im Austausch über die Inhalte bleiben
14-17 Jahresollten ebenfalls angesprochen werden; darauf achten: nicht exzessiv wird
Quelle: klicksafe.de

Welche Auswirkungen hat eine übermäßige Mediennutzung?

Körperliche Einschränkungen durch übermäßige Mediennutzung

Kennst du schon den Handy-Nacken?
Es gab bereits in der Vergangenheit verschiedene Krankheitssymptome, die mit bestimmten Tätigkeiten oder einseitigen, belastenden Bewegungen in Zusammenhang standen. Das waren beispielsweise der Tennisarm oder die Golferschulter. Ganz ähnlich ist es heute mit der Handynutzung, denn sie geht mit einer körperlichen Fehlhaltung einher. Die Person sitzt sehr krumm und der Kopf hängt vorne über, während sie auf den Bildschirm schaut. Dadurch verspannt sich die Muskulatur im Nackenbereich und beginnt zu schmerzen.

Aber nicht nur bei der Nutzung vom Smartphone gibt es Fehlhaltungen. Auch das übermäßig lange Sitzen vor dem PC oder Notebook sorgt für körperliche Probleme. Gerne wird es sich auch mit dem Tablet oder Notebook auf dem Sofa gemütlich gemacht, wobei „gemütlich“ auf Dauer ein Trugschluss ist. Mal für einen kurzen Moment ist das sicherlich kein Problem. Doch oftmals ist der Moment länger, als es dem Körper guttut.

Psychologische Auswirkungen durch mehr Medienzeit

Bei Kindern ist die psychologische Auswirkung der Mediennutzung am deutlichsten zu sehen. So reagieren sie zum Beispiel oftmals aggressiv, wenn sie die Mediennutzung beenden sollen. Woran liegt das?

Wissenschaftler erklären es so:
Unser Gehirn nimmt alles, was wir sehen als wahr an. Wir sagen ja auch häufig: „Wir sind in einer anderen Welt.“ Und genau so fühlt sich das Gehirn. Wir sind in einer anderen Welt und kommen durch das Ausschalten des Gerätes abrupt zurück in das Hier und Jetzt. Damit ist das Gehirn überfordert, denn es reagiert nicht wie ein Lichtschalter, den man mal eben ein- oder ausschalten kann. Es braucht seine Zeit.

Bei Kindern und teilweise auch bei Erwachsenen ist zu beobachten, dass die Person sich zunächst umschaut, als müsse sie sich neu orientieren. Ist dir das auch schon mal aufgefallen? Vergleichen lässt sich das Erlebnis mit einer Fahrt durch einen Tunnel oder mit der Achterbahn. Es macht gerade so richtig Spaß in der anderen Welt und mit einem Mal ist die Fahrt zu Ende und man muss aussteigen.

Das Internet und das heutige Fernsehen bieten immer wieder neue Reize, um einen weiteren Konsum zu fördern. Früher im Fernsehen schaute man sich einen Film an und schaltete das Gerät aus, sobald dieser zu Ende war. Da die Fernsehsender allerdings mit der Werbung ihr Geld verdienen, versuchen sie gezielt dafür zu sorgen, das man nicht abschaltet, sondern weiterschaut. Deshalb werden Teaserblöcke in die laufende Sendung eingebaut, die neugierig auf die nächste Sendung machen sollen. Die Manipulation geht sogar teilweise so weit, dass der Abspann der aktuellen Sendung und der Vorspann der folgenden Sendung weggelassen werden, sodass es einen nahtlosen Übergang gibt. Abschalten ist nicht erwünscht. Bei YouTube und anderen digitalen Medien ist es ähnlich. Ist ein Film zu Ende, startet direkt der nächste. Und selbst wenn man es abgeschaltet hat, werden die nächsten Vorschaubilder angezeigt, damit man weiter dran bleibt und Werbung konsumiert. Das funktioniert bei uns Menschen sehr gut, doch zu spaßen ist damit nicht, denn aus einer normalen Mediennutzung kann schnell eine übermäßige Nutzung bis hin zur Mediensucht entstehen. Die Grenzen sind fließend.

Die Augen sind von der Mediennutzung betroffen

Mit der Nutzung der Smartphones und Tablets steigt die Kurzsichtigkeit. In Südkorea sind bereits 90% der jungen Erwachsenen kurzsichtig. Das ständige starren auf das Display des Smartphones strengt die Augen sehr an. Zudem schauen wir hauptsächlich im Nahbereich und nicht in die Ferne. Dies scheint nach aktuellem Forschungsstand ein wesentlicher Grund für die steigende Kurzsichtigkeit zu sein.

Hinzu kommt, dass die Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen heutzutage deutlich weniger Zeit im Freien verbringen. Es gibt bereits Studien, die einen Zusammenhang zwischen der reduzierten Aufnahme von Tageslicht und der Kurzsichtigkeit erkennen. Es sind somit zwei wesentliche Faktoren der Mediennutzung, die die Kurzsichtigkeit fördern.

Tipp: Schließe zwischendurch die Augen für einen Moment. Schaue für ein paar Minuten aus dem Fenster. So entspannst du deine Augen zwischendurch.

Das Gehirn leidet

„Das Gehirn leidet“ ist vielleicht etwas dramatisiert dargestellt, doch die Situation ist ernst. Es ist nachgewiesen, dass unser Gehirn wesentlich leistungsfähiger ist, wenn wir uns bewegen. Bei Bewegung werden nämlich deutlich mehr Hirnregionen aktiviert. Viel Sitzen bedeutet wenig Bewegung.

Eine Empfehlung: Für jede Stunde Medienzeit anschließend zwei Stunden Bewegung.